Die aktuelle Situation in Israel / Palästina und die Hintergründe des Konflikts



Vortrag im Evangelischen Forum Werra-Meißner am 06.02.2025
„Die Menschen im Nahen Osten – Israelis wie Palästinenser – sind nach 16 Monaten Krieg innerlich und äußerlich erschöpft.“
Mit dieser Beobachtung eröffnete Dr. Andreas Götze, seinen Vortrag im Evangelischen Forum-Werra-Meißner, am Donnerstag, 6. Februar im Gemeindehaus Bei der Marktkirche in Eschwege. Die Veranstaltung, die hybrid stattfand, beleuchtete die aktuelle Situation im Nahem Osten und die Hintergründe des Nah-Ost-Konflikts. Dr. Götze, der Referent für den interreligiösen Dialog im Zentrum Ökumene in Frankfurt ist, war gerade zwei Tage zuvor von einer Reise nach Israel zurückgekehrt, wo er an der Gebetswoche für die Einheit der Christen in Jerusalem teilgenommen hatte. Es herrsche eine große Unsicherheit, niemand wisse, was als nächstes komme. Zahlreiche christliche Familien seien in den letzten Monaten ausgewandert. Es gäbe keine Zukunftsperspektive. Während auf jüdischer Seite die Sehnsucht nach Sicherheit groß sei, sehnten sich Palästinenser nach Bewegungsfreiheit. Auf beiden Seiten seien die Verletzungen so groß, dass man in einem Tunnelblick gefangen sei.
In seiner aufschlussreichen Analyse des Nahost-Konflikts ging Götze zurück bis in die Kolonialzeit, als die Briten einerseits den Juden eine nationale Heimstätte versprochen hatten und andererseits den Arabern zusicherten, dass ihre Rechte nicht beschnitten würden.
Auch wenn es in dem Konflikt in erster Linie um Land- und Besitzrechte, um Wasser und landwirtschaftliche Ressourcen gehe, spielten, so Götze, religiöse Hintergründe doch eine entscheidende Rolle. Seit dem Sechstagekrieg 1967 werde der Konflikt jedoch auf beiden Seiten durch einen religiösen Nationalismus verschärft. Es gäbe auch christlich zionistische Gruppen, die propagierten, wenn alle Juden ins gelobte Land zurückkehrten, käme der Messias zurück.
Pfr. Götze warnte vor eindeutigen Positionierungen, wie sie hierzulande schnell ins Feld geführt werden. Entweder man ist pro israelisch oder pro palästinensisch. In diesem Zusammenhang unterschied er auch zwischen antisemitischen Äußerungen, die das Jüdische zum Feindbild erheben und völkerrechtsbasierter Kritik an der Politik der israelischen Regierung. Antisemitisch geprägte Taten und Worte seien unbedingt abzulehnen. Aber Kritik an der israelischen Regierung müsse möglich sein.
Ein kompakter, informativer Abend, der die Komplexität des Konflikts deutlich machte, aber auch Mitgefühl für die Menschen weckte, die sich nichts sehnlicher wünschen als in Sicherheit und Freiheit zu leben.